Hohenhof

Zu meiner Schulzeit war dort die PH untergebracht und kein Mensch sprach vom Hohenhof, geschweige denn vom „Hagener Impuls“. Der Hohenhof am Hagener Stirnband ist ein Haus mit abwechslungsreicher Geschichte. Nicht nur, dass vermutlich in dem Raum rechts neben dem Eingang (sechstes, achtes und neuntes Bild), der wohl nach dem Krieg bis in die 60er Jahre als Kreißsaal der Rumpf’schen Frauenklinik herhalten musste, mein erster Schrei ertönte. Hier hatte zuvor auch in den 30er Jahren eine Gauleiter-Schule Einzug gehalten. Davor war der Hohenhof bis zum Tod von Karl Ernst Osthaus (1921), einem der wichtigsten Kunstmäzene und Kunstsammler seiner Zeit und Gründer des ursprünglichen Folkwang Museums, das Domizil dessen Familie und für ihn selbst natürlich. Zu Beginn der 80er Jahre wurden die Räume detailliert rekonstruiert und die Jugendstileinrichtung wieder vollständig zusammengetragen, sodass man dieses sehenswerte Denkmal der Architekturgeschichte heute wieder besichtigen kann. Vielleicht regen die Fotos, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten enstanden sind, ja dazu an. Ein Link zur Seite mit weiteren Einzelheiten hierzu befindet sich unten.

Informationen des Osthaus Museums

Der Hohenhof – ein Beitrag der Hagener Autorin Dr. Birgit Ebbert

21.05.2014 Der Hohenhof – ein Kleinod der Architekturgeschichte

Bis ich nach Hagen zog, hatte ich weder vom Hagener Impuls noch vom Hohenhof gehört. Anfangs habe ich mich auch nicht sonderlich darum gekümmert, dann sah ich zum ersten Mal den Hohenhof und war verblüfft, dass ein solches Architektur-Kunstwerk am Rande Hagens steht. Nur wenige Kilometer von der Autobahn-Abfahrt Hagen-Süd entfernt, sodass ich auf dem Weg von Stuttgart nach Bochum leicht einen Abstecher hätte machen können.

Der Hohenhof wurde von 1906 bis 1908 als Villa für den Hagener Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus gebaut. Osthaus‘ Faible für schöne Dinge ging soweit, dass er sich seinen Landsitz, wie man die Villa schon fast nennen kann, von dem belgischen Künstler-Architekten Henry van de Velde als Kunstwerk bauen ließ. Dabei ließ Osthaus van de Velde weitgehend freie Hand – bis auf ein Bild, das er bereits gekauft hatte und das unbedingt untergebracht werden musste. Henry van de Velde ließ sich darauf ein und entwarf das „Verweilzimmer“ um das Kunstwerk „Der Auserwählte“ von Ferdinand Hodler herum, ein Beispiel für seine Art zu arbeiten, die noch heute in seiner Ursprungsform zu besichtigen ist.

Wie überhaupt versucht wurde, den Hohenhof soweit wie möglich wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen, sodass die Besucher sich gut vorstellen können, wie Karl Ernst Osthaus mit seiner Frau und seinen fünf Kindern dort gelebt hat. Ein Tick von Osthaus machte das möglich. Er ließ nämlich Fotos von dem Haus anfertigen, die noch heute zugänglich sind – allerdings in schwarz-weiß, sodass es für die Restauratoren eine echte Herausforderung war, die ursprünglichen Farben zu treffen. Manchmal half ihnen der Zufall, wenn sich unter Leisten oder Borden noch Reste der Wandbespannung oder Bemalung fanden, sogar eine Tochter von Karl Ernst Osthaus wurde zu Rate gezogen.

Es ist ohnehin erstaunlich, dass die Räume noch so intakt sind, schließlich hat das Haus eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Familie Osthaus lebte dort vom Einzug 1908 bis zum Tod von Karl Ernst Osthaus 1921. Nach dem Tod wurde das Haus verkauft und stand einige Jahre leer, ehe dort eine Gauleiter-Schule Einzug hielt. Nach dem Krieg und der Zerstörung von Kliniken in Hagen, wurden die Räume bis in die 60er Jahre als Frauen- bzw. Geburtsklinik genutzt. Anschließend nahm die Pädagogische Hochschule die Villa vorübergehend in Besitz bis sie Ende der 60er Jahre nach Dortmund umzog. Danach standen die Räume einige Zeit leer, bis in den 70er Jahren das Bewusstsein dafür wuchs, welches Denkmal der Architekturgeschichte auf Emst vor sich hin dümpelte. Man begann, das Erdgeschoss originalgetreu wieder herzustellen – die Empfangshalle, der das Verweilzimmer, der Damensalon, der auch als Musikzimmer genutzt wurde, das Arbeitszimmer von Karl Ernst Osthaus, das Speisezimmer und die Wintergärten lassen die Besucher teilhaben, wie begüterte Menschen vor 100 Jahren lebten. Überall ist zu erkennen, dass der Hohenhof eines der wenigen erhaltenen Gebäude ist, die als Jugendstil-Gesamtwerk geschaffen wurden. Henry van de Velde war sehr pingelig, was die Ausgestaltung der Räume anging, jedes Detail musste bei ihm stimmen, auch wenn er es manchmal zu genau nahmen und Gertrud Osthaus gelegentlich die zur Villa passende von van de Velde entworfene Garderobe tragen musste.

Der Hohenhof ist allerdings mehr als ein Kunstwerk, er vereint Kunst und Geschichte in besonderer Weise. So befindet sich beispielsweise in einem Wintergarten ein Kunstwerk von Henri Matisse „Satyr und Nymphen“, das insofern besonders ist, als Matisse zur Nazi-Zeit als entartet galt und die Nazis, die die Gauleiter-Schule besuchten, täglich daran vorbeispazierten. Ob deshalb, weil es mit einem Vorhang verdeckt war, oder weil sie beim Anblick der nackten Frauen nicht an „entartet“ dachten – wer weiß das schon.

In der oberen Etage der Villa befindet sich eine Ausstellung, die Hintergründe des Schaffens von Karl Ernst Osthaus zeigt. Um diese Informationen aufzunehmen, werde ich an einem Regensonntag noch einmal den Hohenhof besuchen. Der Weg ist nicht weit, Parkplätze gibt es auch genügend, da lohnt es sich auch für Nicht-Hagener von der Autobahn abzufahren. Was wohl für die Führung einige getan haben. Wenn ich die Postleitzahlen auf der Teilnehmerliste und die Gespräche am Rande richtig in Erinnerung habe, haben mehr Auswärtige an dem Rundgang teilgenommen als Hagener.

Apropos Rundgang: Die zweistündige interessante Führung von Dr. Elisabeth May begann zwar im Hohenhof, er führte jedoch weiter zum Stirnband und zur Villa Cuno, den weiteren architektonischen Besonderheiten der Stirnband-Siedlung, über die ich in einem nächsten Beitrag berichten werde.

Kunstquartier Hagen – Führungen Hohenhof

Künstlerkolonie Am Stirnband

Riemerschmid Häuser in Hagen

Behrens in Delstern

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Hagener Impuls

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